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„Der European Beer Star muss am Puls der Zeit bleiben“ - Kurzinterview mit Kilian Kittl

Bereits Anfang Juli wurde die Marke von 1.000 Einreichungen beim diesjährigen European Beer Star (EBS) erreicht − der Verband Private Brauereien Bayern, Veranstalter des Verkostungswettbewerbs, ging im „Corona-Jahr“ von insgesamt 1.000 Anmeldungen aus und zeigte sich aufgrund der guten Resonanz überrascht und begeistert. Kurz vor Ende der Anmeldephase sprach „Frisch eingeschenkt“ mit Kilian Kittl, Projektmanager EBS, über den aktuellen Stand und die Pläne bezüglich Expertenverkostung und Preisverleihung.

Frisch eingeschenkt: Herr Kittl, wie laufen die Vorbereitungen zum European Beer Star 2020?

Kilian Kittl: Die Vorbereitungen laufen unter Volldampf – Flexibilität ist in Corona-Zeiten gefragt. Da kann es schon mal vorkommen, dass eine Planung aufgrund der Ereignisse kurzfristig komplett überarbeitet werden muss. Aber die Herausforderung macht dem gesamten Team auch Spaß! Wir möchten ein Zeichen setzen und das motiviert uns jeden Tag aufs Neue!

Frisch eingeschenkt: Wie realisieren Sie die Expertenverkostung unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln?

Kittl: Wir haben ein vorläufiges Hygienekonzept vorab an unsere Verkoster verteilt. Dies wird den Umständen entsprechend bis zur Verkostung angepasst. Zudem wird die Jury vor der Verkostung online geschult. Inhaltlich ist natürlich das Wichtigste den Abstand zueinander einzuhalten. Dies wurde über eine verringerte Anzahl an Verkostern und einer Ausdehnung der Verkostungszeit realisiert. Um mehr Platz zu generieren, wird ein zusätzliches Zelt für die Pausen aufgestellt. Während den Verkostungsrunden wird es ausreichend Gelegenheit zum Lüften und Desinfizieren der Räumlichkeiten geben. Abseits der Verkostungstische wird das Tragen von Hygienemasken obligatorisch sein. Auch auf eine geordnete Verpflegung während und nach der Verkostung wird großer Wert gelegt. Das ganzheitliche Konzept muss stimmig sein.

Frisch eingeschenkt: Welche Pläne haben Sie für die Preisverleihung und die Nacht der Sieger während der BrauBeviale im November?

Kittl: Eine Nacht der Sieger ist in diesem Jahr aufgrund der Umstände nicht durchführbar. Standpartys und andere abendliche Veranstaltungen werden in diesem Jahr auf der BrauBeviale nicht stattfinden. Darunter fällt auch die Nacht der Sieger.
Für die Preisverleihung werden gerade mehrere Modelle diskutiert. Wir wollen sicherlich eine Preisverleihung im Rahmen der BrauBeviale durchführen, aber die Sicherheit der Besucher hat natürlich oberste Priorität. Die Teilnehmerzahl wird begrenzt. Ein möglicher Weg ist eine Teilung der Preisverleihung in verschiedene Abschnitte. Die genaue Durchführung ist aber noch nicht spruchreif und wird frühzeitig den Gewinnern und Interessenten kommuniziert.

Frisch eingeschenkt: Bei der diesjährigen Ausgabe des EBS werden außerdem fünf neue Kategorien eingeführt. Erklären Sie doch bitte kurz die Hintergründe.

Kittl: Kreative Brauer passen sich an die steigenden Kundenerwartungen an. Sie präsentieren neue, innovative Biere, die ihre Handwerkskunst zeigen. Doch auch regionale, in Vergessenheit geratene Bierstile werden wiederbelebt und neu interpretiert. Um der Kreativität der Brauer, aber auch den Kundenerwartungen gerecht zu werden, möchte und muss der European Beer Star am Puls der Zeit bleiben.

Dieses Jahr können wir folgende Kategorien neu beim EBS begrüßen:

Bohemian-Style Session Lager

Das Wort „Session“ als Bierstil-Vorname ist im Begriff, die vom Markt nie wirklich gut angenommene Bezeichnung „Leichtbier“ abzulösen. Was die böhmischen Session Lager anbetrifft: Mit der Kategorie „Bohemian-Style Session Lager“ bekommen vor allem in Tschechien beliebte Bierstile, wie Světlé Výčepní, Tmavé Výčepní oder Polotmavé Výčepní nun ihre eigene Kategorie beim European Beer Star.

Austrian-Style Märzen

Österreichische Brauer waren schon seit Jahrzenten, der Überzeugung, dass das „Österreichische Märzen“ eine Kategorie an und für sich ist. Dieser Haltung wird nun nachbarschaftlich Rechnung getragen. Das balancierte, helle, untergärige Vollbier österreichischer Brauart − nicht zu verwechseln mit dem (süd-)deutschen Märzen − bekommt eine eigene Kategorie.

Speciality India Pale Ale

Der European Beer Star reagiert mit dieser neuen Kategorie wieder auf Zuwächse in der ständig größer werdenden Stilfamilie IPA. Jahr für Jahr tauchen dort neue Spielarten auf. Dank dieser neuen Kategorie dürfen nun sogar „Paradoxa“ wie Dark IPA − also „dunkles, helles (!)“ Ale , New England IPAs − oft auch „Hazy IPA“ genannt − sowie „Brut IPA“ und selbst Biere so bodenständiger Stile, wie „Glitter IPA“ am Bewerb teilnehmen.

English-Style Strong Ale 

Anno Brexit wurde aus Scotch Ale bzw. Wee Heavy „English-Style Strong Ale“. Damit schafft der European Beer Star in dieser Kategorie Platz für weitere Starkbier-Versionen, wie etwa Old Ale oder Strong Golden Ale.

Non-Alcoholic Hoppy Beer

Die Alkoholfreien Biere werden für die Märkte zunehmend wichtig, auch die Marketing-Umwelt, etwa strengere Reglementierungen, tragen dazu bei. Neben den alkoholfreien Lagerbieren und den ebensolchen Hefeweißbieren mit ihren klassischen Ausprägungen können in der neuen Kategorie sowohl unter- als auch obergärige Alkoholfreie eingereicht werden, vorausgesetzt die einzelnen Exemplare erweisen sich als ausgesprochen hopfenbetont.

Frisch eingeschenkt: Wie viele Biere wurden zum heutigen Stand zum Wettbewerb angemeldet? Aus wie vielen Ländern stammen die Anmeldungen?

Kittl: Momentan sind ca. 1.200 Biere aus 30 Ländern angemeldet. Besondere Gewichtung hat traditionell die DACH-Region, aber wir haben auch eine rege Teilnahme aus Asien sowie Nord- und Südamerika. Bis zum Anmeldeschluss am 4. September 2020 erwarten wir noch eine Zunahme an Teilnehmern.

Frisch eingeschenkt: Herr Kittl, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen eine erfolgreiche und vor allem sichere Durchführung des diesjährigen European Beer Star.


Stefan Stang (li.) und Kilian Kittl, beide Verband Private Brauereien Bayern, zeigen sich begeistert über die rege Teilnahme am diesjährigen European Beer Star. (Foto: Wejwar)