Für 1,025 Mrd. Euro ging die brasilianische Brau- und Getränkegruppe Brasil Kirin (ehemals Schincariol) Mitte Februar an den niederländischen Konzern Heineken. Ein Drittel des vereinbarten Kaufpreises dient dabei der Schuldentilgung von Brasil Kirin.
Für ihre bisherigen japanischen Eigner bildete die Transaktion gleich einen doppelten Verlust. Zum einen bekamen sie für das in Sao Paulo ansässige Unternehmen weniger als die Hälfte der 2,6 Mrd. Euro, die sie vor sechs Jahren für seinen Erwerb aufgebracht hatten. Und zum anderen verschwinden mit dem Verkauf wertvolle Craft-Beer-Marken wie Baden-Baden, Devassa und Eisenbahn aus ihrem Portfolio. Dennoch dürfte Kirin unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen glücklich gewesen sein, sein Engagement im brasilianischen Bier- und Getränkemarkt zu beenden. Denn der Umsatz der Gruppe wuchs 2015/16 nur um 0,2 Prozent auf umgerechnet etwa eine Mrd. Euro. Zudem kam ihr Marktanteil nie über 9 Prozent hinaus, was Platz 4 in der Rangliste bedeutet.
Das lag vor allem daran, dass sich schon Voreigner Schincariol zu stark auf den kaufkraftschwachen Nordosten des Landes konzentriert hatte, wo ihn (und später die Japaner) auch eine aggressive Niedrigpreis-Strategie nicht voranbrachte. Ausserdem erforderte die Bedienung der übrigen Landesteile von den dortigen Standorten aus einen extrem hohen Vertriebsaufwand. In den beiden Vorjahren meldete Brasil Kirin darum einen Gesamtverlust von etwa 160 Mio. Euro.
Durch die Übernahme von Brasil Kirin steigt die Firma Heineken, die sich in Brasilien „Bavaria“ nennt, mit 17,5 Prozent Marktanteil zum zweitgrössten Anbieter des Landes hinter Ambev (65 Prozent) und noch vor Grupo Petrópolis (15 Prozent) auf. Die Niederländer verfügen in Brasilien nunmehr über 17 Braustätten, davon 12 aus dem Besitz von Kirin.