Die Mitglieder des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) blicken nicht nur pandemiebedingt auf ein turbulentes Jahr 2020 zurück, so die Meldung des Verbands. Die Apfelkeltersaison ging nach sehr wechselhafter und trockener Witterung mit nur rund 400 Mio. Litern zu Ende, deutlich niedriger als prognostiziert. Hohe Absatzeinbußen in der über Monate durch die Coronaverordnungen geschlossenen Gastronomie konnte die Branche nur zum Teil durch eine höhere Verbrauchernachfrage im Einzelhandel kompensieren. Bezogen auf den Pro-Kopf-Konsum resultierte das für Fruchtsaft und Fruchtnektar in einem Rückgang von 0,5 Litern auf 30 Liter im Vergleich zum Vorjahr. VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger ergänzt dazu: „Wir beobachten im Einzelhandel die Fortsetzung des Trends zu hochwertigen Direktsäften, so dass die Branche insgesamt einen Wertzuwachs bei den abgesetzten Säften von rund 13 Prozent verzeichnen konnte. Positiv ist auch die Entwicklung im Bereich Glas-Mehrweg. Hier zeichnet sich ein Zuwachs von 16 Prozent ab“.
Turbulentes Jahr 2020
Im ersten Lockdown 2020 haben die Verbraucher verstärkt zu Fruchtsaft gegriffen. Im ersten Quartal 2020 konnte sogar ein Anstieg von 10 Prozent festgestellt werden. Dieser positive Verbrauchertrend im Lebensmittelhandel setzte sich im Laufe des Jahres auf etwas niedrigerem Niveau zwar fort, konnte aber die hohen Absatzeinbußen der Branche in der Gastronomie nur teilweise ausgleichen. Erfreulich ist die Entwicklung im Segment der Direktsäfte. Die gekühlten Direktsäfte verzeichnen einen Zuwachs von 11,4 Prozent, die ungekühlten wachsen um 5,3 Prozent. Bei den Lieblingssorten der Verbraucher baut der Orangensaft seine Spitzenposition aus. Sein Anteil am Gesamtmarkt liegt jetzt bei 34,5 Prozent, gefolgt von Apfelsaft mit 27,8 Prozent und Multivitamin mit 14,2 Prozent. Erfreulich für die Branche sei auch der Trend zu Glas-Mehrweg-Gebinden. Mit dem Zuwachs von 16 Prozent liegt der Anteil des verbandseigenen VdF-Mehrweg-Glas-Gebinde am Gesamtmarkt jetzt bei rund 13 Prozent.
Apfelsaft-Keltersaison 2020: Deutlich niedriger als erwartet
Von den 400 Mio. Liter Apfelsaft, die im vergangenen Jahr gekeltert wurden, waren rund 350 Mio. Liter konventionelle Ware und 51 Mio. Liter Bioware. Das sei laut Verband im Vergleich zum Vorjahr zwar eine durchaus erfreuliche Menge, aber die Ernteerwartungen lagen noch im Juli 2020 bei rund 850.000 Tonnen und ließen dementsprechend eine deutlich höhere Keltermenge erwarten. Einmal mehr spielte dabei die Witterung eine bedeutende Rolle. Die unzureichende Wasserversorgung im August und September reduzierte das Wachstum der Äpfel. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, kostet laut Verband jeder fehlende Zentimeter im Durchmesser der Äpfel rund 30 Prozent an Saftmenge. Leider haben auch die Frost- und Trockenstressjahre 2017 bis 2019 vielen alten Streuobstbäumen so zugesetzt, dass sie auseinandergebrochen oder abgestorben sind. Die Überalterung der Streuobstbäume setze sich hier unvermindert fort, wie es heißt.