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„Der Verbraucher nimmt die Fruchtsäfte nun stärker als gesundes Naturprodukt wahr.“ - Klaus Heitlinger im Kurzinterview

Die deutsche Fruchtsaftbranche steht vor Herausforderdungen wie dem wegbrechenden Absatz in der Gastronomie und den Auswirkungen einer extrem trockenen Frühjahrswitterung. Dennnoch haben die Saft-Betriebe, dank wachsendem Absatz, grund für Optimismus. Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie, äußert sich in „Frisch eingeschenkt“ zur aktuellen Situtation der Branche.


Frisch eingeschenkt: Wie stellt sich die aktuelle Situation der Fruchtsaftbetriebe nach den gut ersten fünf Wochen des absoluten Ausnahmezustands dar?

Klaus Heitlinger: Die Fruchtsaftbranche ist als systemrelevanter Bereich gegenüber den anderen nicht systemrelevanten Industrien bevorzugt. Unsere Betriebe dürfen weiter produzieren. Negativ betroffen sind die Umsätze, die normalerweise in der Gastronomie getätigt werden, diese sind seit zwei Monaten auf null.

Frisch eingeschenkt: Der Fruchtsaftabsatz ist im ersten Quartal 2020 gestiegen. Kann Saft als Naturprodukt von der aktuellen Situation eventuell sogar profitieren?

Heitlinger: Wir haben einen Anstieg von 10 Prozent in den ersten drei Monaten. Besonders ist die Nachfrage nach Multivitaminsaft gestiegen, was uns zeigt, dass der Verbraucher die Fruchtsäfte nun stärker als gesundes Naturprodukt wahrnimmt.

Frisch eingeschenkt: Die Witterungsverhältnisse sind erneut, wie auch schon in den letzten Jahren, zu trocken für die Jahreszeit. Sehen Sie in dieser Situation zusätzliche Herausforderungen bzw. Probleme – insbesondere wenn dieser Wettertrend weiter anhält und nahtlos in den Sommer übergeht?  (siehe insbesondere die Probleme der letzten Jahre: geringer Ernteertrag, Kapazitätsauslastung, Leergutproblematik)

Heitlinger: Die jetzigen Niederschläge sind sehr notwendig, um die Fruchtausbildung, die im Mai stattfindet, bei Äpfeln und Birnen zu unterstützen. Ohne diese Regenfälle hätten wir auf jeden Fall Erntereduzierungen aufgrund einer geringeren Fruchtgröße zu verzeichnen. Das Jahr ist jedoch vegetationstechnisch erst am Anfang, bis zur Ernte im September vergehen noch wichtige Monate.

Die Nachfrage nach Fruchtsaft im Glas-Mehrweg hat im Jahr 2019 und auch in den ersten Monaten 2020 zugenommen. Die Glashütten legen zusätzliche Produktionskapazitäten für die VdF-Flaschen auf. Zudem ist ein zusätzlicher Kastenlieferant für den 0,7-Liter- und 1,0-Liter-Kasten mit Mitteltragegriff seit dieser Woche lieferfähig.

Frisch eingeschenkt: Sind die nötigen Schutzmaßnahmen bzgl. des Coronavirus bei den Betrieben bereits umgesetzt, oder gibt es noch Defizite beispielsweise durch mangelnde Verfügbarkeit von entsprechender Schutzkleidung? 

Heitlinger: Jeder Fruchtsaftbetrieb hat die momentan gängigen Schutzmaßnahmen durchgeführt. Hierzu zählen neben Masken und Abständen vor allem die Trennung von Mitarbeitern in zeitlichen Schichten, um bei einem Corona-Fall im Betrieb weiterhin, zumindest mit einem Teil der Mannschaft, produzieren zu können. Die Ausstattung mit Schutzkleidung hat sich gegenüber vor einigen Wochen wesentlich verbessert.

Frisch eingeschenkt: Wie bewerten Sie die aktuelle Ausnahmesituation für Ihre Mitglieder und die Fruchtsaft-Branche? Welche Auswirkungen hat die Situation jetzt schon bzw. welche Auswirkungen könnte sie für die Zukunft haben? Worauf muss sich die Branche einrichten?

Heitlinger: Für eine Prognose ist es aufgrund der bestehenden Unsicherheiten zu früh. Wir wissen nicht, wie viele unserer Kunden wirtschaftlich überleben, wie sich die Kaufkraft der Verbraucher entwickelt sowie andere vielleicht noch nicht vorhersehbare Entwicklungen in Sachen Corona sich darstellen. Aus diesem Grund verzichte ich auf den verbandlichen Blick in die Kristallkugel. Jeder Betrieb muss für sich das Richtige tun. Generell lässt sich jedoch sagen, dass die Fruchtsaft-Industrie eine stabile Branche darstellt, deren Produkte auch weiterhin vom Verbraucher gekauft werden.


Klaus Heitlinger, VdF-Geschäftsführer (Foto: VdF)