Farbe und Raum sind die Dimensionen, mit denen der Maler sich alltäglich auseinandersetzt. Oft geschieht dies mit einem Automatismus und ohne besonderes Bewusstsein für diesen geistigen Prozess. Wer bereit ist, sich auf eine freie, künstlerische Sicht der Beschäftigung mit den Phänomenen Farbe-Raum-Licht einzulassen, dem sei die Ausstellung „James Turell. The Wolfsburg Projekt“ empfohlen (noch bis 5. April geöffnet).
Im Kunstmuseum Wolfsburg (Hollerplatz 1) hat der amerikanische Lichtkünstler J. Turell auf einer Grundfläche von 700 qm eine elf Meter hohe Raum-im-Raum-Installation erstellt. Wenn man über eine Rampe den „Viewing Space“ betritt, taucht man in ein Farbbad ein, bei dem sich je nach Standort die Raumgrenzen aufzulösen scheinen, wenn das ganze Sehfeld aus purer Farbe besteht. Ein Besucher: „Ein niemals zuvor erlebter Eindruck, der bis zur Orientierungslosigkeit führen kann. Der Farbton selbst ändert sich sanft.“
Vom „Sensing Space“ aus erhält der Betrachter einen surreal erscheinenden Blick in den Lichtraum: Es scheint ein großes leuchtendes Bild an der Wand zu hängen – bis ein Besucher den Viewing Space verlässt und zu der Erscheinung „Fläche“ plötzlich die dritte Dimension „Raum“ hinzukommt. Eine Person tritt aus diesem heraus, verlässt das „Bild“ und wird selbst zum Betrachter.
Ein beeindruckend irritierendes Erlebnis, das darüber hinaus zu gestaltungstheoretischen Überlegungen anregen kann.
Weitere Informationen unter www.kunstmuseum-wolfsburg.de